West Highland Way – über Conic Hill zu Loch Lomond

West Highland Way Angekommen am Loch Lomond

In der ersten Nacht am West Highland Way wache ich einige Male auf, irgendwie ungewohnt so im Schlafsack. Später bemerke ich, das mein Zelt von innen mit Kondenswasser beschlagen ist. Hihi, die versierten Experten haben es wohl am Ende meines ersten Berichtes wohl schon geahnt. Nicht alle Plätze die schön und interessant gelegen sind, eignen sich auch für das Nächtigen im Zelt. Das Wasser und das Gras von unten, klar, Kondensat. Die Nächte in Schottland können auch im Mai noch frisch sein. Lektion gelernt, Check.

Ich glaube, so gegen 5 Uhr bin ich schon wieder munter. Anziehen und gleich danach eine Ration mitgebrachtes Müsli, in das bereits erhitze Wasser geschüttet. Dann wird gefrühstückt. Nebenbei wird der Versuch unternommen, alles halbwegs trocken zu verpacken, beim Zelt ist es nicht so schlimm, wenn es etwas feucht bleibt. Gelingt mir recht gut und gegen 6 Uhr beginne ich meinen Kampf raus aus diesem kleinen Dickicht. Blauer Himmel und keine Wolke, klasse, nur etwas frisch noch. Eine Frau mit Hund kommt mir entgegen und ihr lächelndes „Good morning…“ erinnert mich daran, wo ich eigentlich bin. Herrlich.

Auf dem West Highland Way zum Loch Lomond

Heute wird wohl die kürzeste Etappe werden, so um die 22 km. Ursprünglich hatte ich mal den Gedanken, am zweiten Tag bis zur Beinglas-Farm am Ende des Sees zu kommen, aber das wäre zu viel des Guten gewesen. Da bis zur Hälfte des Sees das Wild zelten etwas reguliert ist, habe ich eine Woche vor Reisebeginn ein Permit (Erlaubnis) für einen Stellplatz kurz vor Rowardennan gebucht. Ich bin gespannt was mich da erwartet.

Als ich den Wald verlasse, macht er die Sicht frei für einen ersten Blick auf den Loch Lomond, den größten See Schottlands, mit seinen vielen kleinen Inseln. Schön sieht es aus und das bei dem Wetter, ich kann mein Glück kaum fassen. Leicht Rechts erhebt sich ein kleiner Hügel, Conic Hill, mit ca. 360 Metern Höhe mein erstes Zwischenziel für heute. Auf den Weg dahin treffe ich Dave, ein Schotte aus der Nähe von Fort William. Ein stämmiger Bursche, mit einem Rucksack, der nach 20 kg ausschaut. Wir wechseln einige Worte, nun ja, ich versuche es zu mindestens. Verstehen fällt mir deutlich leichter, als mich zu artikulieren, aber irgendwie kommen wir trotzdem klar. Nach ca. einer halben Stunde, am Anfang des Anstieges, trennen sich dann unsere Wege. Dave ist mit seinem schweren Rucksack doch etwas langsamer als ich. Nach einem kurzem Bye geht es nun Conic Hill hinauf.

Schottland blüht auf

Oben angekommen erklimme ich auch gleich eine der Kuppen, um den Ausblick zu genießen. In der Ferne sieht man die ersten höheren Berge und im See die vielen Inseln. Wirklich sehr nett anzuschauen und ich verweile kurz, um das Ganze ein wenig zu genießen. Daraufhin erfolgt der Abstieg nach Balmaha, der sich als recht kurz und steil erweist. Im Ort, direkt beim kleinen Village Shop, lege ich einen Stopp ein. Hier verpflege ich mich für den Tag und wundere mich über die Preise für den Wurstaufschnitt, 3-4 Euro für eine Packung. Im Gegensatz zu uns sehr teuer (da sind wir wohl etwas verwöhnt in Deutschland), der Rest ist aber in etwa gleich. Daraufhin beschnuppere ich noch kurz die Tom Weir Statue im Park und den kleinen Jachthafen, bevor ich wieder dem West Highland Way folge.

Und jetzt wird es richtig schön. Der Weg schlängelt sich nun mehr oder weniger entlang des Ufers von Loch Lomond. Immer wieder kommt ein steiniger Strand hinter den Bäumen hervor. Von ihnen hat man wirklich tolle Ausblicke über den See und auf die Gegenseite. Auf diesem Teil des West Highland Ways sind die Wege von saftigem Grün gesäumt, vermengt mit lila Glockenblumen, die einen herrlichen Frühlingsduft verbreiten. So muss das sein, zumal ich kaum andere Wanderer treffe. Die Wegmarkierungen weisen zuverlässig den Weg, weisen mich hier gerade aus und da wieder rechts den Berg hoch. So verfliegt die Zeit und auch die zurückgelegte Strecke wie im Flug.

Permitarea Lochan Maoil Dhuinne

Schon gegen 13.00 Uhr erreiche ich die Markierung, die meine Permitarea und Zeltmöglichkeit anzeigt. Lochan Maoil Dhuinne steht auf den Schild. Sofort habe ich das Gefühl, auch Legolas aus Herr der Ringe könnte hier Rast machen. Ein Pfad führt etwa 100 m leicht bergab. Eine kleine bewaldete Landzunge empfängt mich, zu beiden Seiten befindet sich ein kleiner steiniger Strand. Mit anderen Worten, hier lässt es sich aushalten. Zumal ich der Erste bin, somit habe ich freie Platzwahl.

Ein geeignetes Plätzchen ist schnell gefunden. Ich baue das Zelt auf und lege den Schlafsack zum Trocknen in die noch scheinende Sonne. Ich ordne ein wenig meine Sachen, esse etwas und genehmige mir etwas Ruhe am Strand. Gern wäre ich noch etwas weiter gelaufen, deshalb hadere ich gedanklich etwas mit meiner Planung. Doch, zum einen hätte ich es heute wohl nicht bis zur Beinglas-Farm geschafft und zum anderen muss man es ja auch nicht erzwingen. Somit versuche ich das Beste daraus zu machen.

Besuch der Park Ranger

Der Schlafsack wie auch alle anderen feuchten Sachen sind nun auch wieder komplett trocken. Der aufkommende Wind hat gute Arbeit geleistet, bringt aber auch einen ganzen Schwung Wolken mit sich. Es finden sich nun auch weitere Wanderer ein. Ein junger Deutscher fragt wegen der Aufenthaltsgenehmigung, mehr als auf die Webseite kann ich ihn aber nicht verweisen. Er teilt mir kurz darauf mit, dass er sie telefonisch eingeholt hat und am Abend noch die Ranger kommen werden.

Am Abend gibt es noch die in Balmaha gekauften Brötchen mit Aufstrich zum Abendessen. Der Wind hat jetzt nochmals aufgefrischt. Er weht mächtig über den See und ist es arg frisch geworden. Ich verkrieche mich deshalb in meine Behausung. Gegen 19.30 Uhr höre ich Schritte und eine Stimme fragt etwas auf Englisch. Ich öffne das Zelt und zwei Männer in Uniform stehen vor meinem Eingang. Ahhh, die angekündigten Ranger. Ich zeige mein Permit und mit guten Wünschen erhalte ich es zurück, worauf sie sich den anderen Campern zuwenden. Ich verziehe mich fröstelnd ins Zelt zurück, um mich in den Schlafsack einzurollen. Der Wind zieht heftig am Zelt, aber alles scheint stabil. Trotz der Kürze des Tages war er dennoch schön, der Weg hält bisher, was ich erhofft hatte.

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